Dicke Luft – was nun?

Passend zu meinem Osteopathie – Blogartikel zum Thema „Lunge“ widme ich diesen Artikel kommunikationspsychologisch dem Atem bz. der Luft. Wenn wir von „dicker Luft“ sprechen, spüren wir, dass Spannung zwischen Personen besteht. Meist ging der Situation ein Konflikt voraus, der zum Stillstand gekommen ist und die „Nachwehen“ liegen noch in der Luft. Die Konfliktpartner haben „Staub“ aufgewirbelt in ihrem Kampf oder wie oft im Sommer -, hat es zwar geblitzt und gedonnert, aber die Spannung ist noch da. Die „Aufladung“besteht weiter und das Gewitter hat nur eine kurze Verschnaufspause eingelegt, um sich dann vollkommen zu entladen oder sich zu verziehen oder die aufgestaute Energie anderswo abzulassen. Ähnliches herrscht in Konflikten. Manchmal hat sich anderswo etwas aufgestaut, als da wo es sich entlädt. Wie können wir zu klarer Luft gelangen? Wie können wir frühzeitig unsere Wetter App mit dem Konfliktthermometer wahrnehmen, um uns gegen hitzige Gefechte und eisiges Schweigen zu schützen?

Was nun?

Ist es sinnvoll zu Warten bis sich alles gesetzt hat, also „die Situation auszusitzen“, um dann irgendwie zur Tagesform wieder überzugehen? Dann ist der Nährboden für den nächsten Konflikt gelegt oder das nächste Hitzegewitter ist vorprogrammiert. Das, was wir nicht angehen, wird wieder kommen. Das, was wir meistern, stärkt uns und nimmt uns die Angst.

Eine Möglichkeit ist einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, will ich weiterkämpfen? Oder will ich verstanden werden? Und wenn ich mir Verständnis vom anderen wünsche, bin ich ebenso bereit, den Anderen verstehen zu wollen? Bin ich bereit auf Machtkämpfe zu verzichten und aufrichtig daran interessiert („nicht um des Friedens willen“), um welche Bedürfnisse es in dem Konflikt wirklich geht?

Wenn Sie bereit sind, nicht mehr an Rechthaberei festzuhalten oder Ihr Gegenüber in Schubladen zu stecken (Pauschalierungen) können Sie das, was unter dem Staub verdeckt ist, genauer ansehen. Wetterbezogen ausgedrückt, wissen Sie, dass „Gewitterwolken“ sich genau in diesen Momenten verändern, während wir sie beobachten und der Himmmel ganz unabhängig davon blau bleibt. Meist liegt es an unseren Bedürfnissen/Wertvorellgen, dies schontun eine lange unerfüllt sind.  Der Vorteil eines Konfliktes besteht darin, dass beide Beteiligten noch Interesse an dem Anderen haben, sonst würde man gleich gehen und nicht mehr wieder kommen. So sind beide doch noch verbunden, auch wenn es sich in dem Moment überhaupt nicht so anfühlt. Schauen wir uns das Ganze an einem Beispiel an, passend  zum Thema Luft:

Der Tag war für Sie und Ihren Partner anstrengend. Sie sind beide froh, wenn Sie jetzt endlich schlafen können. Sie befinden sich mit Ihrem Partner im Schlafzimmer. Einer (Person A) von Ihnen möchte, dass das Fenster gekippt bleibt und der andere nicht (Person B). Ein Wort gibt das andere und es wird immer hitziger. Irgendwann fällt dann meist der Satz: „Immer musst du Recht haben“ oder „Immer willst Du bestimmen“.

Dem Sprecher (A) geht es in diesem Moment, um Rücksichtnahme auf seine Bedürfnisse und vermutlich dem anderen (B) auch. Je nachdem, wie viele Wochen A die Position des Fensters (zu) akzeptiert hat, kann es für B irritierend sein, wenn es auf einmal nicht mehr passt. Wenn A sein Unbehagen lange Zeit unterdrückt und nicht angesprochen hat, wird es schwierig sein, von B Verständnis zu bekommen. Selbstwahrnehmung für die eigenen Bedürfnisse beugt dem vor.

Wenn uns ein Verhalten an einem Mitmenschen stört, ist es wichtig es anzusprechen, denn wie soll er das sonst wissen? Dazu brauchen wir Mut, um für unser Wohlbefinden einzustehen. Der Mut wächst aus der Tatsache, dass wir uns selbst ernst nehmen. Erst wenn wir es tun, werden es auch unsere Mitmenschen tun können.

Wenn B denkt, dass Menschen immer gleich sind (ähnlich einer Maschine) und sich nicht ändern und deswegen A in dieser Schublade behalten will, ist auch deswegen ein Streit vorprogrammiert. Denn im Gegensatz zu ihm (B) ändert sich A und versucht mehr auf sich zu achten und für sich einzustehen. B musste nicht für sich einstehen, da es ja für ihn gepasst hat. Dieser Sinneswandel  erschüttert seine Vorstellung und deswegen wird er wollen, dass es so bleibt wie es bisher war. Hier besteht die Entwicklungsmöglichkeit von B darin, zu akzeptieren, dass Leben immer Veränderung bedeutet. Nichts bleibt so wie es war. Jede Minute, jeder Tag und jedes Alter ist anders. Leben ist Bewegung, was Veränderung bedeutet. Im Tod ist keine Bewegung mehr möglich, wir  erstarren. Festhalten an Denkweisen ist ähnlich wie Starre. In diesen Momenten sagen wir gerne, dass jemand stur, eingefahren oder unflexibel ist. Wenn Sie nicht den Tod Ihrer Beziehung, sondern eine lebendige erfrischende Beziehung führen wollen, dann bewegen Sie sich gedanklich, emotional und physisch und geben sich besser selbst einen Schubs.

Trainieren Sie Ihre Wahrnehmung der sich verändernden Grenzen eines jeden Individuums und lassen Sie Ihr Gegenüber an Ihrem Gefühlsinneren teilhaben, anstatt nur auf dem Standpunkt zu beharren .

So haben sich über die Dauer des Zusammenlebens Rollen und Gewohnheiten manifestiert. Sobald einer von beiden seine Rolle reflektiert, weil er sich unwohl fühlt, kann er zu dem Entschluss kommen, dass er es ändern will. Je länger die Rollen bestanden haben, desto mehr Krafteinsatz wird er (A) benötigen. Liegt dem anderen – hier B – an der Verbindung mit seinem Gegenüber, besteht sein Energieaufwand darin sich  den Anderen einzufühlen und die Grenzen des Anderen zu respektieren. Auch ihn wird es Kraft kosten, sein evtl. jahrelang eintrainiertes Verhalten zu verändern und durch Neues zu ersetzen.

Besteht auf BEIDEN Seiten der Wunsch, die Beziehung zu bewahren und sich zu verändern und haben beide einen „langen Atem“, kann die Partnerschaft weiter gelingen. Ist der Wunsch nur einseitig oder kommen beide zu der Feststellung, dass der Energieeinsatz höher ist, als man bereit ist zu investieren, dann ist es lebensdienlicher sich neu auszurichten. Wenn man schon ewig kurzatmig durch die Beziehung läuft, dann es ist es sinnvoll über eine Trennung nachzudenken, bevor einem ganz die Puste ausgeht. Dann ergibt sich vielleicht erstmals der Moment, dass sich beide als Individuen auf Augenhöhe sehen, in dem jeder Verantwortung für sich und sein Leben übernimmt. Es gibt kein Machtgefälle mehr, kein „Opfer“ und darum auch keinen „Täter“ mehr. Wenn Sie sich Klarheit und Unterstützung in Ihren privaten oder auch beruflichen Beziehungen wünschen, stehe ich Ihnen (beiden) gerne mit meinem (Paar) Coaching zur Seite.

Die beste Prophylaxe ist frühzeitig die Wahrnehmungsfähigkeit für sich selbst, für den anderen und für das Wir zu entwickeln.

Meine Tipps:

  • Warten Sie nicht zu lange. Sprechen Sie das, was Sie stört, direkt an.
  • Klären Sie für sich vorher: Um was geht es mir wirklich in der Situation? Im Fall von A könnte es Respekt und das Bedürfnis nach „Gesehen und Gehört werden“ oder nach Mitgefühl sein. Um was könnte es dem anderen gehen:  Bei B könnten es folgende Bedürfnisse sein: Einfachheit, Leichtigkeit und Beständigkeit. Treten Sie dann klar an Ihren Gesprächspartner heran und teilen Sie Ihre Erkenntnisse mit.
  • Sprechen Sie in Ich – Botschaften. Anstelle von Du- Botschaften: statt „Immer willst du das Fenster aufhaben“ können Sie z. B. sagen: „Mir ist gerade unwohl und ich brauche frische Luft. Hast Du etwas dagegen, wenn ich es öffne?“
  • Das Trigger -Wörtchen „immer“ macht Konflikte schlimmer. Lassen Sie es weg. Sie werden überrascht sein, was allein dadurch geschehen kann.
Imke Götz
Menschen in Verbindung zu bringen Expertin für Körperkommunikation IMpuls® - Körper - Gestalt - Coach

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